Es gibt in Deutschland viele Grundschulen, die nach dem Modell laufen, dass die ersten beiden Klassenstufen gemeinsam unterrichtet werden. Hier haben die Kinder meistens die Möglichkeit diese Stufe in ein, zwei oder drei Jahren zu durchlaufen. Das finde ich total super, weil jedes Kind nach seinem eigenen Tempo lernen kann.
Doch nicht überall ist das so gewollt. An unserer Grundschule werden im Sommer fünf Kinder eingeschult. Die derzeitige erste Klasse zählt ganze elf zehn Schüler (ein Kind fällt wegen Krankheit länger aus – ob es zum nächsten Schuljahr wiederkommt ist nicht absehbar). Zählen Klasse 1 und 2 zusammen weniger als 24 Kinder, werden diese Klassen, laut Grundschulgesetz, zusammengelegt. Nun ist hier folgende Situation: das Fräulein geht derzeit in Klasse 1 und der Knirps wird im Sommer eingeschult. Na? Klingelts? Meine Kinder werden also ab dem Spätsommer gemeinsam eine Klasse besuchen. Ich stehe dem ganzen logischerweise mit recht gemischten Gefühlen gegenüber, auch wenn mir diese Situation schon lange bekannt ist. Hier wird also nicht aus Überzeugung zusammengelegt, sondern einfach nur “weil man halt muss”. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied, welcher der ganzen Sache einen faden Beigeschmack verleiht.
Es gab einen recht interessanten Infoabend zu dem Thema, zu dem die Eltern der jetzigen und künftigen Erstklässler eingeladen waren. Hier ging es in erster Linie darum, wie unterrichtet werden soll, was von den Kindern erwartet wird und eben, was auf uns Eltern zukommen wird. Ich ging mit einem “Joah, wird schon”-Gefühl aus diesem Abend. Eine Wahl habe ich ja nicht.
Für das Fräulein wird das, wenn es so läuft, wie es uns geschildert wurde, perfekt sein. Viel selbstständiges arbeiten, zusätzliche Aufgaben, Stillarbeit, Gruppenarbeit und insgesamt weniger Frontalunterricht. Sie ist eher der Typ “learning by doing”, was sie dann sicher gut umsetzen kann. Wie der Knirps in der Geschichte zurecht kommt, ist die nächste Frage. Lesen und Schreiben ist gar kein Problem – er liest ja jetzt bereits verschiedenste Sachen, aber das kann man gut auffangen, ohne dass er seiner Klassenstufe da extrem weit voraus ist. Mathe – da steht bei mir ein großes Fragezeichen im Gesicht. Er liebt Zahlen und alles was damit zu tun hat. Den Stoff der ersten Klasse beherrscht er im Schlaf. Die Lehrerin erzählte bei dem Infoabend auch, dass es durchaus sein kann, dass Kinder der ersten Klasse auch mal den Stoff vom zweiten Schuljahr mitmachen. Am Ende vom ersten Schuljahr beherrschen die dann den Stoff von Klasse 2, müssen aber dann Klasse 2 ganz normal durchlaufen und sich ein Jahr lang zu Tode langweilen? Aber gut, so weit sind wir ja noch lange nicht. Ich sehe ein großes Problem eben auch darin, dass der Knirps seiner Schwester in jeglicher Hinsicht nacheifert, genau so gut sein will wie sie und auch alles schon können will. Dass das nicht immer geht, hat er eigentlich auch begriffen, aber wie soll das dann sein, wenn sie zusammen in einem Klassenraum sitzen?
Ich habe schon nach Erfahrungen mit dieser Situation gesucht, aber nichts spezielles gefunden. Wirklich schade, denn vielleicht hätte mir das ein paar der Ängste nehmen können.
Es bleibt mir eh erstmal nichts anderes übrig, als abzuwarten. Freut der Knirps sich doch wirklich unglaublich auf die Schule – diese Freude lassen wir uns auch nicht trüben und so schiebe ich diese Gedanken wohl erstmal zur Seite. Wir Mütter denken eh viel zu viel was wäre wenn und was könnte hätte würde… so ist das halt.