Erinnerungen schaffen. Oder: Wie ich um 22 Uhr Pfannkuchen machte.

Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, dann erinnere ich mich nicht an Alltäglichkeiten, sondern vielmehr an wirklich einprägsame Momente, in denen ich entweder überaus glücklich oder furchtbar traurig gewesen bin.
Ich erinnere mich da zum Beispiel an einen Aufenthalt im Taunus mit meinen Großeltern. Wir besuchten eine Art Freizeitpark und ich bin mit einer Art Wasserrutsche gefahren. Ich hatte zuvor Angst, wollte danach aber unbedingt immer wieder. Damals war ich etwa fünf. Dann erinnere ich mich an verrückte Zeltaktionen mit meiner Cousine, lustige Spielabende oder auch wie ich einmal mit meiner Mutter Verstecken in der Bücherei spielte. Und wenn ich mich an all diese schönen Momente erinnere, verschafft mir das einen kleinen Augenblick lang wieder genau dieses Gefühl.

Warum sind schöne Erinnerungen wichtig?

Wir können diese wunderschönen Erinnerungen weiter geben, in dem wir unseren Kindern davon erzählen. Meine beiden sind immer Feuer und Flamme, wenn ich ihnen erzähle, wie es so gewesen ist, als ich noch ein Kind war. Wenn ich erzähle, wie ich damals mit meiner besten Freundin Kastanienmännchen bastelte und wir die dann für 10 Pfennig am Straßenrand verkauften, dann gucken sie ganz gebannt. Oder wenn ich von unseren Übernachtungen auf dem Dachboden erzähle, das waren immer die aller tollsten Sommernächte. Aber auch damit wir selbst in Momenten, in denen es uns vielleicht nicht ganz so gut geht, davon zehren können. Oder wenn man mit der Familie und Freunden in Erinnerungen schwelgt. “Weißt du noch damals…” Das löst bei mir immer sofort ein kleines “Hach” aus.

Wie seinen Kindern schöne Erinnerungen schaffen?

So wichtig Struktur, ein geregelter Tagesablauf und Ordnung auch sein mögen – all diese Sachen verhindern, dass sich wichtige erinnerungswürdige Momente im Kopf bilden. Wer erinnert sich schon an das hundertzweiundvierzigste Sonntagsessen bei den Großeltern? Es sind die kleinen Ausbrüche aus dem Alltag, der Bruch der Struktur und die Besonderheiten, die eine Erinnerung zu etwas Einzigartigen machen.
Erst gestern Abend hatten wir so einen kleinen “Ausbruch”. Wir saßen zu dritt auf dem Sofa und guckten Pippi Langstrumpf. Die Folge mit Konrads Spezialkleber. Um kurz vor 22 Uhr sagte das Fräulein, sie hätte ja soooooo einen Hunger und würde nun am allerliebsten Pfannkuchen essen. Der Knirps stimmte ihr zu. Er könne jetzt bestimmt 5 Pfannkuchen essen. Und auch in meinem Mund sammelte sich das Wasser. Ohja. Pfannkuchen. Yummie! Ich stand auf, ging in die Küche und machte eine riesen große Schüssel mit Pfannkuchenteig. Als der erste Teig in der Pfanne brutzelte, kam der Knirps an und fragte mich mit großen ungläubigen Augen: “Machst du jetzt echt Pfannkuchen? Darf ich da auch Nutella drauf?”, ich grinste ihn an und antwortete: “Aber nur wenn du ihn zusammenrollst und mit den Fingern isst!”
Etwa zwanzig Minuten später saßen wir Pfannkuchenröllchen mampfend auf dem Sofa. Dabei habe ich mir erstmals einen fantastischen Ed von Schleck Pfannkuchen gemacht. Ich strich Brunch und Erdbeermarmelade (die ganz ohne Stückchen) drauf. Fantastisch!
Ich weiß natürlich nicht, ob der Knirps oder das Fräulein sich später mal an diesen Moment erinnern werden. Aber wahrscheinlich eher an solch einen Moment, als wenn es die Pfannkuchen mittags am Esstisch gegeben hätte.
Der Knirps erinnert sich zum Beispiel immer sehr gerne an Halloween. Wir “zelebrieren” das jedes Jahr aufs Neue und der Knirps liebt es einfach. Er weiß noch ganz genau wie er in den vergangenen drei Jahren verkleidet war. Und immer wenn wir an bestimmten Häusern vorbei gehen, sagt er mir, von wem er welche Süßigkeiten bekam, welche Leute die Tür einfach wieder zu machten oder wer gar nicht erst aufmachen wollte nicht zu Hause gewesen ist. Er hat aber auch wirklich ein Gedächtnis wie ein kleiner Elefant.
Ganz sicher wird er einmal seinen Kindern erzählen, wie er mit 6 Jahren mit seiner Mama auf dem Sofa das Fußball WM-Finale geguckt hat und seine Mama rumschrie, wie eine Verrückte. Und vielleicht zeige ich ihm dann mal die ganzen Sprüche, die er zum Finale gebracht hat.

Ich wünsche meinen Kindern, dass sie ganz viele dieser wunderschönen Erinnerungen sammeln und sie später einmal teilen können.

Nessa

postcrossende Bastelmutti mit einem Faible für Serien, Bücher und alles was Spaß macht.

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