Mein allerliebstes Vorlesebuch

Das Vorlesen immens wichtig ist, wissen wir wohl alle. Wer es nicht weiß, der sollte sich einfach mal diese Studie ansehen.

Bei uns wird viel und oft vorgelesen. Der Knirps möchte zwar mittlerweile immer mehr selbst lesen und ich hoffe einfach, dass sich das Vorlesen nun nicht so schnell ausschleicht.

Es gibt bei uns ein Buch, aus dem ich immer wieder vorlese und aus dem mir schon als Kleinkind vorgelesen wurde.

Das alte Haus von Wilhem Matthießen. Dieses Buch bekam ich vor mehr als 25 Jahren von meinem Opa geschenkt. Es ist eins der schönsten und liebevollsten Vorlesebücher, die ich kenne. Es spielt sich alles im alten Haus ab, wo die Großmutter mit der Brille wohnt. Und natürlich leben bei der Großmutter auch Tiere. Da wäre zum Beispiel der alte Hund Bautz, der uralte Hahn Krahks oder die ururalte Katze Murks. Was wäre sie für eine Großmutter, würde sie den Kindern nicht immer wieder spannende Geschichten erzählen. Und so zieht sich nach und nach eine Geschichte nach der anderen durch dieses Buch. In toller, einfacher und kindgerechter Sprache, die schnell zum mitsprechen animiert.

Meine Lieblingsgeschichte ist seit jeher die vom guten Kartoffelkönig. Schon als nicht mal ganz dreijährige konnte ich diese Geschichte komplett auswendig wiedergeben. Davon gibt es sogar eine MP3, die ich letztens dem Knirps vorspielte. Er war hellauf begeistert seine Mama mal als Kind zu hören. Und da das Märchen vom guten Kartoffelkönig ganz besonders geliebt wird, geht das leider nicht ohne die ein oder anderen Lesespuren.

Ein paar Mal wurde das Buch nun schon mit Tesafilm geflickt, aber vom vielen vielen Umblättern beginnen die Seiten beim Kartoffelkönig bereits etwas zu zerfleddern. Aber genau dieses verleiht dem Buch einen ganz besonderen Charme und zeigt einfach nur, wie sehr es hier geliebt wird. Aber es ist eben nicht nur der Kartoffelkönig, der dieses Buch ausmacht. Es sind noch so viele andere Märchen. Zum Beispiel von der Hühnerkirmes, zu der der Marder als Kaninchen verkleidet kommt. Oder wie der Kasperls eines Tages plötzlich in der Mausefalle im Keller lag. Und in vielen Märchen sind es immer wiederkehrende Figuren, die diesem Buch einen ganz besonderen Charme verleihen.

 Gestern Abend allerdings, und das stimmte mich wirklich etwas traurig, fiel das Buch nun aus seinem Einband. Doch nach dem vielen vielen Vorlesen, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann es mal passieren würde. Flicken kann man das wohl nicht mehr, ich weiß es nicht. Aber Vorlesen geht immer noch. Erst gestern lasen wir wieder gemeinsam den Kartoffelkönig. Theoretisch bräuchten wir dafür gar kein Buch mehr, so sehr hat sich die Geschichte verinnerlicht.

Das alte Haus ist beim Vorlesen so etwas wie nach Hause kommen. Über die Jahre kennt man all die Charaktere und hat sie lieb gewonnen. Ein Bücherregal ohne das alte Haus ist für mich unvorstellbar. Sicher sind die Märchen von Wilhelm Matthießen längst nicht so bekannt wie die Grimmschen Märchen, aber mindestens genau so schön zum vorlesen.

Neulich im Buchladen konnte ich meinen Augen kaum trauen, denn vor mir lag eine niegelnagelneue Ausgabe meines allerliebsten Vorlesebuches. So wunderschön. Ich habe komischerweise direkt erstmal rein gesehen, ob auch wirklich alle Geschichten drin sind und nicht “aus Versehen” der Kartoffelkönig vergessen wurde.

Allein das Cover, das in dieser neuen Auflage glücklicherweise genau so erhalten wurde, drückt aus, wie gemütlich es im alten Haus ist. Bei diesem Buch hat man sofort das Gefühl, als würde man ganz gebannt seiner eigenen Oma lauschen, die in ihrem Schaukelstuhl sitzt und Geschichten erzählt. Es hat etwas heimeliges an sich, dieses Buch. Ein Vorleseschatz.

Wer neugierig geworden ist, der bekommt das Buch zum Beispiel hier.

Welches ist euer liebstes Vorlesebuch? Vielleicht mögt ihr es ja auch mal vorstellen.